Der Frühling ist eine Zeit der Erneuerung, aber für viele Eltern bedeutet er auch eine Zeit der Sorge um ihre Kinder, die unter allergischen Symptomen leiden.
Die Zahl der Allergien bei Kindern hat in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen. Mittlerweile ist etwa jedes sechste Kind in Deutschland betroffen.
Als Elternteil ist es oft schwierig, die Symptome richtig zu erkennen und einzuordnen. In diesem Leitfaden erfährst du alles Wichtige über die verschiedenen Allergieformen, ihre Symptome und moderne Behandlung.
Mit dem richtigen Wissen kannst du deinem Kind helfen, trotz Allergie ein unbeschwertes Leben zu führen.
Das Immunsystem von Kindern kann manchmal überreagieren und Allergien auslösen. Eine Allergie ist im Grunde eine Überreaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Substanzen aus unserer Umwelt.
Eine Allergie entsteht in zwei Phasen. Beim ersten Kontakt stuft das Immunsystem die Substanz fälschlicherweise als gefährlich ein. Symptome treten hierbei aber noch nicht auf. Das Immunsystem bildet nun aber Antikörper gegen die Substanz.
Bei erneutem Kontakt mit dem Allergen kommt es dann zur eigentlichen allergischen Reaktion, bei der Entzündungsbotenstoffe freigesetzt werden und die bekannten Symptome wie Hautausschlag, Niesen oder Atemnot auslösen.
Die Allergie-Neigung, die sogenannte Atopie, wird genetisch vererbt. Sind beide Eltern Atopiker, wird das Kind mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 50 bis 60 Prozent ebenfalls auf bestimmte Auslöser reagieren.
Ist nur ein Elternteil Atopiker, liegt die Erkrankungs-Wahrscheinlichkeit des Kindes noch bei etwa 30 Prozent. Neben den genetischen Faktoren beeinflussen auch Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung, veränderter Lebensstil und übertriebene Hygiene die Entstehung von Allergien bei Kindern.
In Deutschland leiden Millionen von Kindern und Jugendlichen an allergischen Erkrankungen, die ihre Lebensqualität erheblich einschränken können. Allergien können verschiedene Formen annehmen und unterschiedliche Organe betreffen. Es ist wichtig, die häufigsten Allergien bei Kindern zu kennen, um frühzeitig Symptome zu erkennen und geeignete Maßnahmen ergreifen zu können.
Neurodermitis, auch bekannt als atopische Dermatitis, ist eine chronische Hauterkrankung, die oft im frühen Kindesalter auftritt. Sie äußert sich durch gerötete, juckende Hautstellen, die in Schüben auftreten und besonders an Wangen, Stirn und in den Gelenkbeugen zu finden sind. Kinder mit Neurodermitis haben ein erhöhtes Risiko, im Laufe ihrer Entwicklung weitere Allergien zu entwickeln.
Nahrungsmittelallergien sind bei Kindern relativ häufig und können durch verschiedene Nahrungsmittel ausgelöst werden. Zu den häufigsten Auslösern gehören Kuhmilch, Hühnerei, Erdnüsse und Nüsse. Die Symptome können von leichten Hautausschlägen bis hin zu lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schocks reichen.
Wichtige Fakten:
Heuschnupfen, oder allergische Rhinitis, entwickelt sich meist erst ab dem Vorschulalter und äußert sich durch Symptome wie laufende Nase, Niesattacken und juckende, gerötete Augen während der Pollensaison. Unbehandelter Heuschnupfen kann zu allergischem Asthma führen.
Allergisches Asthma zeigt sich durch anfallsartige Atemnot, pfeifende Atmung und chronischen Husten, besonders nach Kontakt mit dem auslösenden Allergen. Es betrifft etwa 10% aller Kinder und kann durch unbehandelten Heuschnupfen entstehen.
Wichtige Symptome:
Allergien bei Kindern richtig zu erkennen, ist eine Herausforderung, da die Symptome oft auch auf andere Erkrankungen hindeuten können. Grundsätzlich unterscheiden sich die allergischen Symptome bei Kindern nicht von denen Erwachsener, aber die Herausforderung liegt darin, dass die Anzeichen oft auch zu anderen Erkrankungen passen.
Eine Neurodermitis zu erkennen, fällt noch vergleichsweise leicht, da sie typischerweise mit geröteten, schuppigen und juckenden Hautarealen einhergeht. Doch schon bei einem Heuschnupfen wird es schwieriger, da die Symptome wie laufende oder verstopfte Nase, Niesattacken und gerötete, juckende Augen oft mit einer Erkältung verwechselt werden.
Die Symptome einer Allergie bei Kindern können je nach Allergieform sehr unterschiedlich ausfallen. Hier sind einige typische Anzeichen:
Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen Allergie und Erkältung ist die Dauer der Symptome. Allergiesymptome bleiben über Wochen konstant, während Erkältungssymptome nach 3-4 Tagen ihren Höhepunkt erreichen und dann abklingen. Zudem tritt bei Erkältungen häufig Fieber auf, was bei Allergien in der Regel nicht der Fall ist. Das Sekret bei Allergien ist meist klar und dünnflüssig, bei Erkältungen eher dickflüssig und gelblich-grün.
Als Eltern solltest du besonders aufmerksam sein, wenn dein Kind wiederkehrende Symptome zu bestimmten Jahreszeiten zeigt oder wenn Beschwerden in bestimmten Umgebungen auftreten, wie zum Beispiel bei Haustieren. Mehr Informationen zu anderen häufigen Kinderbeschwerden findest du auf Kidsville.
Die Entwicklung von Allergien bei Kindern ist ein dynamischer Prozess. Je nach Lebensphase zeigen sich andere atopische Krankheitsbilder. Kinder- und Jugendärztin Barbara Mühlfeld erklärt: „Es ist sehr stark altersabhängig, welche Allergie am häufigsten auftritt.“
Im Säuglingsalter dominieren Neurodermitis und Nahrungsmittelallergien. Etwa 15-20% der Babys sind von Neurodermitis betroffen, während 5-8% Nahrungsmittelallergien entwickeln. Erste Symptome können bereits in den ersten Lebensmonaten auftreten, oft als Neurodermitis mit geröteter, schuppiger Haut oder als Reaktion auf Nahrungsmittel wie Kuhmilch oder Hühnerei.
Im Grundschulalter treten vermehrt Inhalationsallergien wie Heuschnupfen und Allergien gegen Hausstaubmilben oder Tierhaare auf. Während die Neurodermitis bei vielen Kindern abklingt, entwickeln einige Kinder neue Allergien. „Im Grundschulalter entwickeln die Kinder dann oft Heuschnupfen“, sagt Mühlfeld. „Auch Tierhaarallergien sind nicht selten in dem Alter.“
Bei Jugendlichen können sich Pollenallergien verstärken und durch den sogenannten “Etagenwechsel” zu allergischem Asthma führen, wenn sie nicht adäquat behandelt werden. Es ist wichtig, dass Allergien regelmäßig ärztlich neu bewertet und die Therapie entsprechend angepasst wird, um optimal auf die jeweiligen Bedürfnisse des Kindes einzugehen.
Die Diagnose einer Allergie bei Kindern ist ein entscheidender Schritt, um die richtige Behandlung zu finden und langfristige Gesundheitsprobleme zu vermeiden. Wenn Eltern bei ihrem Kind Symptome bemerken, die auf eine Allergie hindeuten könnten, sollten sie nicht zögern, einen Arzt aufzusuchen.
Eltern sollten mit ihrem Kind zum Arzt gehen, wenn wiederkehrende Symptome wie anhaltender Schnupfen ohne Erkältung, chronischer Husten, wiederkehrende Hautausschläge oder Verdauungsbeschwerden nach bestimmten Mahlzeiten auftreten. Diese Symptome können Hinweise auf eine Allergie sein.
Wichtige Symptome, die zum Arzt führen sollten: anhaltender Schnupfen, chronischer Husten, Hautausschläge, Verdauungsbeschwerden.
Der Diagnoseweg beginnt typischerweise beim Kinderarzt, der eine erste Einschätzung vornimmt und bei Bedarf an einen spezialisierten Allergologen überweist. Es gibt verschiedene Arten von Allergietests, die je nach Situation des Kindes eingesetzt werden können.
Beim Hauttest (Pricktest) werden verdächtige Allergene auf die Haut aufgebracht und die Haut leicht angeritzt. Bilden sich Quaddeln oder Rötungen, deutet dies auf eine Allergie hin.
Alternativ oder ergänzend kann ein Bluttest durchgeführt werden, bei dem spezifische Antikörper (IgE) gegen bestimmte Allergene im Blut nachgewiesen werden. Dies ist besonders sinnvoll bei Kindern mit ausgeprägter Neurodermitis oder wenn ein Hauttest nicht möglich ist.
In unklaren Fällen kann ein Provokationstest unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden, bei dem das Kind kontrolliert dem vermuteten Allergen ausgesetzt wird, um die allergische Reaktion direkt zu beobachten.
Der diagnostische Prozess umfasst mehrere Schritte: ein ausführliches Anamnesegespräch zur Erfassung der Symptome und möglichen Auslöser, eine körperliche Untersuchung sowie spezifische Allergietests. Durch diese umfassende Diagnostik kann der Arzt die genaue Ursache der Allergie feststellen und einen geeigneten Behandlungsplan erstellen.
Wenn dein Kind an einer Allergie leidet, ist es wichtig, die richtigen Behandlungsmöglichkeiten zu kennen. Eine angemessene Behandlung kann das Leben deines Kindes erheblich verbessern.
Die Vermeidung der Allergene ist die Grundlage jeder Allergiebehandlung. Bei Nahrungsmittelallergien bedeutet dies eine strenge Diät, während bei Pollenallergien Maßnahmen wie das Lüften zu pollenarmen Zeiten und das Waschen der Haare vor dem Schlafengehen hilfreich sind.
Es ist wichtig, die Auslöser so gut wie möglich zu meiden, um die Symptome zu reduzieren.
Bei der medikamentösen Therapie kommen je nach Allergieform verschiedene Wirkstoffe zum Einsatz. Antihistaminika blockieren die allergische Reaktion und lindern Symptome wie Juckreiz, Niesen und laufende Nase.
Kortikosteroide als Nasenspray, Salbe oder Inhalation wirken entzündungshemmend und kommen bei stärkeren allergischen Reaktionen zum Einsatz.
Die Hyposensibilisierung ist die einzige Behandlung, die an der Ursache der Allergie ansetzt und das Immunsystem “umerziehen” kann. Sie ist ab dem 6. Lebensjahr möglich und besonders bei Pollen- und Hausstaubmilbenallergien erfolgversprechend.
Für weitere Informationen zu Allergien bei Kindern besuche unsere Seite: Allergien bei Kindern.
Bei allergischem Asthma kommen spezielle Inhalationsgeräte zum Einsatz, die altersgerecht ausgewählt werden müssen. Für Kleinkinder eignen sich Vernebler mit Maske, ältere Kinder können bereits Dosieraerosole mit Spacer oder Pulverinhalatoren verwenden.
Die Behandlung von Neurodermitis erfordert eine konsequente Hautpflege mit rückfettenden, feuchtigkeitsspendenden Cremes sowie bei Bedarf den Einsatz von kortisonhaltigen Salben bei akuten Schüben.
Die Frage, ob man Allergien bei Kindern vorbeugen kann, beschäftigt viele Eltern. Es gibt zahlreiche Ratschläge, wie Allergien verhindert werden können, aber was ist tatsächlich wirksam?
Aktuelle Studien zeigen, dass die Vorstellungen zur Allergieprävention einem Wandel unterliegen. Früher galt das späte Einführen potenziell allergener Lebensmittel als ratsam, heute weiß man, dass dies nicht der Fall ist. Eine frühzeitige Exposition gegenüber potenziellen Allergenen kann das Immunsystem “trainieren” und das Allergierisiko senken, ein Prozess, der als “Toleranzentwicklung” bezeichnet wird.
Die sogenannte “Hygiene-Hypothese” besagt, dass Kinder, die früh mit verschiedenen Mikroorganismen in Kontakt kommen, seltener Allergien entwickeln. Für Schwangere und stillende Mütter gilt: Eine ausgewogene Ernährung ist am besten; das Meiden potenzieller Allergene wird nicht mehr empfohlen. Stillen wird weiterhin als Schutzfaktor angesehen, idealerweise sollten Babys 4-6 Monate voll gestillt werden.
Für Eltern gibt es einige praktische Tipps, um das Allergierisiko für ihre Kinder zu minimieren. Dazu gehören das Schaffen einer rauchfreien Umgebung, regelmäßiges Lüften zur Reduktion von Hausstaubmilben und die Verwendung milbendichter Matratzenbezüge. Informieren Sie sich auch über wichtige Versicherungen für, um umfassend vorbereitet zu sein.
Es ist auch wichtig, auf übertriebene Hygiene zu verzichten und Kinder frühzeitig verschiedenen Umweltreizen auszusetzen. Bei Haustieren zeigt die Forschung, dass Hunde das Allergierisiko sogar senken können, während Katzen bei Kindern mit hohem genetischen Allergierisiko gemieden werden sollten.
Mit Allergien zu leben, ist für viele Kinder Alltag. Doch mit dem richtigen Wissen und einer angepassten Behandlung können die meisten Kinder ein nahezu uneingeschränktes Leben führen. Die frühzeitige Diagnose und konsequente Behandlung von allergischen Erkrankungen ist entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden.
Eltern spielen eine Schlüsselrolle im Management der Allergie ihres Kindes. Sie müssen Symptome erkennen, Auslöser identifizieren und die verordnete Therapie konsequent umsetzen. Ein offener Umgang mit der Allergie im sozialen Umfeld des Kindes ist wichtig.
Mit zunehmendem Alter sollte das Kind schrittweise mehr Verantwortung für das Management seiner Allergie übernehmen. Die Forschung zu Allergien schreitet stetig voran und gibt Hoffnung auf noch bessere Behandlungsmöglichkeiten in der Zukunft. So kann dein Kind trotz Allergie ein normales Leben führen.