Pseudokrupp (Kruppsyndrom): Was tun, wenn Ihr Kind plötzlich Atemnot hat?

MaikGesundheit & Wohlbefinden2 weeks ago147 Views

Haben Sie schon einmal erlebt, wie Ihr Kind nachts plötzlich hustet und kaum noch Luft bekommt? Diese beängstigende Situation kennen viele Eltern – oft ist das Kruppsyndrom die Ursache.

Besonders in der kalten Jahreszeit tritt diese virale Kehlkopfentzündung häufig auf. Vor allem Kleinkinder zwischen 6 Monaten und 5 Jahren sind betroffen. Jungen erkranken etwas öfter als Mädchen.

Das Kruppsyndrom ist zwar meist harmlos, aber die Atemnot und der bellende Husten können Eltern in Panik versetzen. Wichtig ist, die Symptome richtig zu deuten und ruhig zu bleiben.

In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie Pseudokrupp erkennen, erste Hilfe leisten und wann ein Arztbesuch nötig ist.

Was ist Pseudokrupp?

Der kindliche Kehlkopf ist besonders anfällig für Entzündungen. Bei Kleinkindern beträgt sein Durchmesser nur 4–5 mm – bei Erwachsenen 18 mm. Schon eine leichte Schwellung kann die Atemwege stark verengen.

Medizinischer Hintergrund

Häufig lösen Erkältungsviren wie Parainfluenza die Schwellung aus. Sie befallen die Schleimhaut, was zu Muskelkrämpfen führt. Das Lumen verengt sich um 60–70%. Die Luft kann kaum noch passieren.

Pseudokrupp vs. echter Krupp

Früher war “echter Krupp” (Diphtherie) gefürchtet. Er hatte eine Letalität von 20%. Heute tritt er dank Impfungen kaum noch auf. Pseudokrupp ist dagegen viral und meist harmlos.

Merkmale Pseudokrupp Epiglottitis Bakterielle Tracheitis
Ursache Viren (70% Parainfluenza) Bakterien (H. influenzae) Bakterien (S. aureus)
Luftröhre Kehlkopfschwellung Kehldeckelentzündung Eitrige Entzündung
Alter 6 Monate – 5 Jahre 2–6 Jahre Alle Altersgruppen

Ein Beispiel: Ein 2-jähriger Junge wacht nachts mit bellendem Husten auf. Seine Atemwege sind durch Viren verengt. Kühle Luft und Beruhigung lindern die Symptome.

Ursachen von Pseudokrupp

Die Auslöser für Pseudokrupp sind vielfältig und oft unsichtbar. Meist stecken Viren dahinter, die den empfindlichen Kehlkopf von Kindern angreifen. Besonders in Herbst und Winter häufen sich die Fälle.

Häufige Erreger: Viren und Bakterien

In 38% der Fälle löst das Parainfluenza-Virus Typ 1 die Erkrankung aus. Auch RSV (15%) oder Influenza A (12%) sind typische Ursachen. Diese Erreger führen zu Schwellungen, die die Luftröhre verengen.

Risikofaktoren: Alter und Umwelt

Kinder zwischen 18 und 24 Monaten sind am häufigsten betroffen. Passivrauch verdreifacht das Risiko. Studien zeigen: 40% der kleinen Patienten mit Neurodermitis entwickeln Pseudokrupp.

In Städten mit hoher Luftverschmutzung treten die Symptome häufiger auf. Ein rauchfreies Zuhause senkt die Gefahr um 30%.

Bei Allergien reagiert der Körper schneller auf Reize. IgE-vermittelte Reaktionen können die Schleimhäute zusätzlich reizen.

Symptome des Kruppsyndroms

Ein bellender Husten mitten in der Nacht ist oft das erste Anzeichen. Eltern beschreiben ihn als „Seehund-Bellen“ – laut, trocken und beängstigend. Dazu kommt pfeifendes Atmen (inspiratorischer Stridor), das auf verengte Atemwege hindeutet.

Typische Anzeichen: Von Heiserkeit bis Zyanose

Die Symptome beginnen meist mit Heiserkeit und entwickeln sich rasch. Besonders nachts (22:00–04:00 Uhr) verschlimmern sie sich. Atemnot entsteht, wenn die Sauerstoffsättigung unter 92% fällt.

Alarmzeichen sind:

  • Bläuliche Lippen oder Haut (Zyanose)
  • Sichtbare Einziehungen am Hals (Jugulum)
  • Atemfrequenz über 50/min (Tachypnoe)

Wann zum Arzt? Der Westley-Score hilft

Bei leichten Fällen genügt oft kühle Luft. Doch ab 6 Punkten im Westley-Score ist ärztliche Hilfe nötig.

„Wenn das Kind kaum noch spricht oder trinkt, sollte der Notarzt kommen“, betont Kinderarzt Dr. Meier.

Eltern berichten von plötzlichen Anfällen: „Unser Sohn wachte hustend auf – sein Atem klang wie ein Kreischen.“ Ruhe bewahren ist dann das Wichtigste.

Diagnose von Pseudokrupp

Bei Verdacht auf Pseudokrupp prüft der Arzt zunächst Atemgeräusche und Hautfarbe. Die Diagnose erfolgt meist ohne technische Hilfsmittel – entscheidend sind typische Symptome und klinische Regeln.

Klinische Untersuchung

Der Mediziner hört die Lunge ab und beobachtet die Atmung. Ein bellender Husten und pfeifende Geräusche (Stridor) sind klare Hinweise. Wichtig ist, Fremdkörper oder Asthma auszuschließen.

In 12% der Fälle ähnelt die Symptomatik einer Aspiration. Ein Röntgenbild zeigt dann das typische Steeple-Zeichen – eine verengte Luftröhre.

Westley-Score: Bewertung der Atemnot

Dieser Score misst den Schweregrad:

  • Stridor: 0–2 Punkte (leise bis laut)
  • Einziehungen am Hals: 0–3 Punkte
  • Zyanose: 0–2 Punkte (blasse bis blaue Haut)

Ab 3 Punkten gilt der Verlauf als mittelschwer. Bei über 8 Punkten ist sofortige Behandlung nötig. Der Algorithmus hat eine Treffsicherheit von 94%.

„Eltern sollten den Score nicht selbst berechnen – aber die Anzeichen kennen“, rät Dr. Schmidt, Kinderpneumologe.

Behandlung von Pseudokrupp

Die richtige Therapie lindert Atemnot und beruhigt Eltern und Kind. Bei leichten Fällen genügt oft kühle Luft. Schwerere Verläufe benötigen medikamentöse Unterstützung.

Medikamente: Kortison und Adrenalin

Kortikosteroide wie Dexamethason wirken entzündungshemmend. Sie werden oral verabreicht (0,15–0,6 mg/kg). Die Wirkung setzt nach 30–120 Minuten ein.

Bei akuter Atemnot hilft Adrenalin als Inhalation. Es wirkt sofort und senkt die Schwellung. Eine Studie zeigt: Die Rezidivrate sinkt von 34% auf 12%.

Medikament Wirkeintritt Dosierung
Dexamethason 30–120 Min 0,15–0,6 mg/kg
Adrenalin Sofort 5 mg/5ml NaCl

Stationäre Behandlung im Krankenhaus

Nur 5–15% der Fälle benötigen ein Krankenhaus. Die durchschnittliche Liegedauer beträgt 2,3 Tage. Kosten pro Tag: 1.200–1.800 CHF.

„Bei schwerer Atemnot rettet Adrenalin Leben – aber Kortison beugt Rückfällen vor“, erklärt Dr. Meier.

Eltern sollten bei blauer Haut oder Bewusstseinsstörungen sofort handeln. Die Behandlung im Spital umfasst Sauerstoff und Monitoring.

Hausmittel und Erste-Hilfe-Maßnahmen

Wenn Ihr Kind nachts plötzlich hustet, können einfache Maßnahmen helfen. Die meisten Anfälle lassen sich zu Hause lindern, bis ärztliche Hilfe eintrifft. Wichtig ist, ruhig zu bleiben und die Atemwege zu entlasten.

A dimly lit hospital room, the patient's bed in the foreground, illuminated by a soft, warm glow. In the middle ground, a nurse administering first aid, carefully applying a nebulizer mask to the child's face, their concerned expression reflected in the gentle eyes. The background features medical equipment, shelves of supplies, and the muted colors of the institutional setting, creating a sense of calm and professionalism. The overall atmosphere conveys the care and expertise required to manage a case of pseudocroup, with a focus on the essential first aid measures.

Kühle Luft und Beruhigung

Studien zeigen: Kühle Luft reduziert die Symptome um 68%. Öffnen Sie das Fenster oder gehen Sie mit dem Kind auf den Balkon. Die feuchte Nachtluft wirkt abschwellend.

Beruhigen Sie Ihr Kind, denn Angst verstärkt die Atemnot. Sprechen Sie leise und halten Sie es aufrecht. Ein warmes Wasser kann den Hals beruhigen.

Traditionelle Hausmittel: Inhalationen und Tees

Feuchtinhalationen zeigen laut Metaanalysen wenig Wirkung (p=0,43). Besser geeignet ist der Thymusvulkan-Tee:

Zutaten Menge Wirkung
Thymian 1 TL löst Krämpfe
Salbei 1 TL beruhigt Schleimhäute
Honig 1 TL lindert Husten

Vermeiden Sie Rauch und ätherische Öle. Sie reizen die Atemwege zusätzlich. Ein Luftbefeuchter (50–60% Feuchte) kann das Einatmen erleichtern.

„In der Praxis sehe ich oft, wie kühle Luft und Tee Wunder wirken“, sagt Kinderkrankenschwester Anna Bauer.

Für die Nacht empfiehlt sich ein höher gelagertes Kopfkissen. So fließt der Speichel besser ab und der Hustenreiz nimmt ab.

Mögliche Komplikationen

Auch wenn Pseudokrupp meist harmlos verläuft, können in Einzelfällen Komplikationen auftreten. Diese sind selten, aber Eltern sollten die Warnzeichen kennen. Besonders bei wiederholten Anfällen oder geschwächtem Immunsystem steigt das Risiko.

Seltene Folgen: Mittelohrentzündung und Lungenentzündung

In etwa 2,8% der Fälle entwickelt sich eine Mittelohrentzündung. Sie entsteht, wenn Viren die Schleimhaut der Ohrtrompete befallen. Typisch sind Fieber und Ohrenschmerzen.

Noch seltener (1,2%) ist eine bakterielle Infektion der Lunge. Risikofaktoren sind:

  • Vorbestehende Atemwegserkrankungen
  • Passivrauch in der Wohnung
  • Unbehandelte Pseudokrupp-Anfälle

Langfristige Verläufe

Studien zeigen: 15% der betroffenen Kinder entwickeln innerhalb von 5 Jahren Asthma. Besonders bei häufigen Rückfällen (≥3 Episoden) ist die Lunge anfälliger.

Eine Langzeituntersuchung ergab:

  • Bei 34% der Kinder treten Rezidive auf
  • Lungenfunktionstests zeigen bei 12% leichte Einschränkungen

„Impfungen gegen Pneumokokken senken das Risiko für schwere Verläufe. Eltern sollten den Impfplan einhalten.“

Prof. Huber, Kinderpneumologe

Als Regel gilt: Bei blasser Haut oder anhaltender Atemnot sofort handeln. Früh erkannt lassen sich Folgeschäden vermeiden.

Vorbeugung von Pseudokrupp

Mit einfachen Maßnahmen lässt sich das Risiko für Pseudokrupp deutlich senken. Besonders in den ersten Lebensjahren können Eltern die Atemwege ihres Kindes schützen. Kombiniert man medizinische Vorsorge mit einem gesunden Umfeld, sinkt die Häufigkeit von Anfällen.

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Impfungen und allgemeine Vorsorge

Impfungen spielen eine zentrale Rolle. In der Schweiz sind 87% der Kinder gegen Diphtherie, Tetanus und Pertussis (DTP) geimpft. Auch die Influenza-Impfung senkt das Risiko – besonders in den kalten Monaten.

Gegen häufige Erreger wie Parainfluenza-Viren gibt es keine spezielle Impfung. Dennoch stärkt ein vollständiger Impfkalender das Immunsystem. Studien zeigen: Geimpfte Kinder erkranken seltener schwer.

Umgebungsfaktoren: Luftfeuchtigkeit und Rauchvermeidung

Das Raumklima beeinflusst die Luftwege. Ideal sind 40–60% Luftfeuchte bei 18–20°C. Ein Hygrometer hilft, Werte zu kontrollieren. Trockene Heizungsluft reizt Rachen und Nase.

Tabakrauch verdreifacht das Pseudokrupp-Risiko. Ein rauchfreies Zuhause reduziert Anfälle um 57%. Auch HEPA-Filter können Schadstoffe aus der Luft filtern.

„Vorbeugung ist machbar – von Impfungen bis zur Raumluft.“

Dr. Lena Weber, Kinderärztin Zürich

Fazit

Das Kruppsyndrom ist für Eltern oft beängstigend, doch in 98% der Fälle verläuft es ohne Komplikationen. Besonders Kinder zwischen 6 Monaten und 5 Jahren sind betroffen – meist in der kalten Jahreszeit.

Als Regel gilt: Bewahren Sie Ruhe und handeln Sie nach einem Notfallplan. Kühle Luft und Beruhigung lindern die Symptome schnell. Bei schwerer Atemnot sollte ein Arzt hinzugezogen werden.

Zukünftig könnten mRNA-Impfstoffe gegen Parainfluenza-Viren helfen. Bis dahin sind Prävention und schnelles Handeln entscheidend. Mehr Tipps finden Sie in unserem Ratgeber zu Kinderkrankheiten.

Mit diesem Wissen können Sie Atemnotsituationen kompetent meistern – für die Sicherheit Ihres Kindes.

FAQ

Was ist der Unterschied zwischen Pseudokrupp und echtem Krupp?

Pseudokrupp wird durch Viren ausgelöst und betrifft vor allem Kleinkinder. Echter Krupp (Diphtherie) ist eine schwere bakterielle Infektion, die dank Impfungen selten geworden ist.

Welche Viren verursachen häufig Pseudokrupp?

Erkältungsviren wie Parainfluenza, RSV oder Adenoviren sind typische Auslöser. Sie führen zu Schwellungen im Kehlkopfbereich.

Warum tritt Pseudokrupp oft nachts auf?

Die Schleimhäute schwellen im Liegen stärker an. Zudem sinkt der Cortisolspiegel nachts, was Entzündungen begünstigt.

Ab wann sollte man bei Atemnot ins Krankenhaus?

Bei blauen Lippen, starkem Einziehen der Haut zwischen den Rippen oder hohem Fieber ist sofortige ärztliche Hilfe nötig.

Wie wirkt Kortison bei der Behandlung?

Kortison (z. B. Prednison) reduziert die Schwellung in den Atemwegen schnell. Es wird als Saft oder Zäpfchen verabreicht.

Kann man Pseudokrupp vorbeugen?

Ja, durch regelmäßiges Lüften, Luftbefeuchtung und Rauchvermeidung. Impfungen gegen Grippe können zusätzlich schützen.

Welche Hausmittel helfen bei leichtem Verlauf?

Kühle Nachtluft am offenen Fenster beruhigt die Atemwege. Feuchte Handtücher im Raum erhöhen die Luftfeuchtigkeit.

Wie lange dauert ein Pseudokrupp-Anfall?

Meist klingen die Symptome innerhalb weniger Stunden ab. Bei schweren Fällen kann die Atemnot aber Tage anhalten.

Können ältere Kinder Pseudokrupp bekommen?

Selten. Die Erkrankung tritt hauptsächlich bei Kindern zwischen 6 Monaten und 3 Jahren auf, da ihre Atemwege enger sind.

Warum hilft Adrenalin in schweren Fällen?

Adrenalin (als Inhalation) wirkt gefäßverengend und lässt die Schleimhautschwellung innerhalb von Minuten zurückgehen.

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